G E D A N K E N » ... zu Suicid

Marietta,
ich denke, dass sowas NIE ein spontaner Entschluss ist, Es geht solchem Handeln immer irgendetwas voraus, was man nicht mehr ALLEIN auf die Reihe bekommt. In der heutigen Zeit wäre das vielleicht einfacher zu lösen: die Kommunikation ist ja -eigentlich-weit fortgeschritten. Nur um sich mit den Problemen anderer auseinander zu setzen, fehlt es wohl an einer wichtigen Eigenschaft:ZUHÖREN KÖNNEN. Zumeist, denke ich, ist es wohl das Ende einer mehr oder weniger langen Leidensgeschichte, die DANN auch keine Rücksicht auf andere kennen wird.
Die "Aussenwirkung" ist in solchen Fällen allerdings verheerend; die meisten Leute sind wohl-ohne Kenntnis der Hintergründe-der Meinung einem Mörder begegnet zu sein, der jahrelang völlig unbeachtet in einem Viertel gelebt hatte. Das ist wieder eine ganz andere Dimension. Ob die Angehörigen nicht besser beraten wären, die gewohnte Umgebung zu verlassen, kann ich momentan nicht mal erahnen....

Der Suizid schadet immer Menschen und sei es "nur" die Nachbleibenden die sich dann fragen ob sie es nicht hätten merken müssen/können.
Da ich den Suizid meiner ersten Frau erleben mußte, weiß ich nur zu genau wovon ich schreibe, erst durch meine jetzige Frau habe ich erfahren das der Besuch bei einem Seelenklempner durchaus hilfreich sein kann, meine Frau hat mir mitgeteilt wie sehr sie meine Eigenheiten in Bezug auf meine erste Frau und auch in Bezug auf meine Töchter gekränkt hat, mir war es nicht bewußt immer einzuschnappen wenn, auch ein mir nahestehender Mensch etwas über meine erste Frau oder unsere Kinder gesagt hat.
Nein, in der Regel ist ein Suizid nicht ein Recht auf Selbstbestimmung weil er die Hinterbliebenen allein mit ihren Zweifeln und eventuellen Selbstvorwürfen läßt.

Ansichtssache wie viele Dinge im Leben.

Ist so, Andreas. Nur wenn ich krank werde und nur noch unter Qualen weiterleben kann möchte ich mir den Suizid nicht nehmen lassen. Du mußt dazu nichts schreiben, ich weiß wie es bei Deiner Helga war. Nur hätte ich das gleiche "Glück"?

Es war schon gut zu erleben was Sterben ohne Schmerzen bedeuten kann, ohne "Abschalten" des Verstandes. Wir konnten uns verabschieden, das verdanken wir Barbara und dem damaligen Hausarzt. Nochmals einen Suizid zu erleben wäre grausam gewesen obwohl ich es hätte akzeptieren müssen. Ob ich hätte dabei helfen können weiß ich nicht.

Beim Suizid meiner ersten Frau kam dazu das ich mit 23 Jahren mit drei kleinen Mädchen allein dastand die Jüngste war keine drei Monate alt. Ich war schon sehr froh meine Mutter / Eltern in der danebenliegenden Haushälfte wohnen zu haben, meine Mutter hat sofort, fristlos mit Zustimmung des Arbeitgebers, gekündigt um sich um die Kinder kümmern zu können. Gut war außerdem das meine Mutter erst 42 Jahre alt war, mein Stiefvater war ein begeisterter Opa und hat alles mitgetragen. Somit konnte ich weiterarbeiten was für mich sehr wichtig war um "vergessen" zu können, zu dieser Zeit war ich auf Montage es liefen große Erdgasumstellung in den verschiedenen Firmen, ins Studium bin ich erst mit 28 Jahren.
Dieser Suzid meiner Frau gehörte nach Ansicht der Ärzte in die Kategorie Schwangerschaftspsychose bzw. Depression.

Ganz sicher macht es einen Unterschied, ob man als Hinterbliebene vor vollendete Tatsachen gestellt wird. Aber.....
Die Hintergruende eines jeden Suizid sind eben auch unterschiedlich.
Ich habe sowohl im engsten Familienkreis einen Suizid erlebt als auch im Freundeskreis.
Die Frage wurde immer gestellt "warum haben wir ueber die Entscheidung nicht geredet".?
Die Antwort ist schlicht und einfach, weil in beiden Faellen versucht worden waere, die Suizidabsicht auszureden, den Selbstmord zu verhindern.
Vorwarnungen gab es keine, auch und vor allem aus dem genannten Grund. Vorzeichen dagegen schon, nur dass man erst im Nachhinein immer schlauer ist.
Akzeptieren und verstehen - das kann m.E. nur geschehen im Fall einer sehr schweren Erkrankung, ohne jede Hoffnung auf Genesung.
So ist eine gemeinsame Planung, eine Akzeptanz vorstellbar und so hinterlaesst der Suizid keine Angehoerigen voller Verzweiflung und Selbstvorwuerfe.
Das Siechtum eines kranken Koerpers ist sichtbar, dessen Hoffnungslosigkeit greifbar, Entscheidungen, dem Leiden ein Ende zu bereiten, teilbar.
Doch wie sieht es mit einer kranken Seele aus? Tiefverborgene Gefuehle der Hoffnungslosigkeit, der Sinnlosigkeit?
Da kann es keinen gemeinsamen Weg bis zum bitteren Ende geben, da gibt es weder Akzeptanz noch Verstaendnis.
Zurueck bleiben Verzweiflung, Selbstvorwuerfe, Wut und Unverstaendnis seitens der Angehoerigten.

Andreas, das ist ein harte schock, und ich nehme an das bleibt ein leben lang ein bei.

Du warst selbst jung, und hast vielleicht keine anzeichen erkennt. Was ich überhaupt nicht ungewöhnlich finde in dein alter wo dies passiert ist.
Man wusste damals noch bestimmt weniger wie heute.

Man sagt sogar, wird der selbstmörder/in rechtzeitig gefunden, das sie meist danach wieder vollständig hergestellt werden. Alsob irgendwass passiert, das sie wieder lebensmut fassen, und sogar sehr stabile menschen werden.

Nur diese gück ist nicht jeder vergöhnt.

Nun Klompje, diese Art Suizid ist in der Tat schwer aufzuarbeiten ich habe dazu Jahrzehnte, die Hilfe meiner jetzigen Frau sowie eines Seelenklempners gebraucht. Zum Glück kam ich da an einen Seelenklempner der meine Sprache sprach da ich Betulichkeiten kaum ertrage. Nach dieser Behandlung oder nach diesen Besprechungen war mir leichter und der eigene Schuldvorwurf war geschwunden. Dazu kam auch meine Töchter sind von meiner zweiten Frau so liebevoll großgezogen worden wie es nur möglich war. Die Mädchen sprechen von ihrer Mutter von Mutti von ihrer "Stiefmutter" von Mama. Als sie starb war bei ihnen die Trauer groß, selbst jetzt noch kann es passieren das die Tränen in die Augen steigen wenn wir über sie reden. Über meine erste Frau zu sprechen ist mit den Kindern fast sinnlos da sie sich kaum an sie erinnern. Da ist nur ein schemenhaftes Bild bei meiner Großen und natürlich die Erinnerung bei meinen Freunden.