RE: ... Sympathie, Ablehnung, Erfahrung, Gedächtnis, katalogisieren, Vorurteilen, Missverständnissen - 3

Das ist genau das Richtige, nie vergessen wo man herkommt und ich setze noch hinzu, nie die Menschen vergessen denen man ein anständiges und gutes Leben verdankt.

Zitat von marietta im Beitrag #31

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#30 | RE: ... Sympathie, Ablehnung, Erfahrung, Gedächtnis, katalogisieren, Vorurteilen, Missverständnissen

... jut!!

... ich wurde mit 7 Jahren als Bastard der Judenhure bezeichnet

... in der 3. Klasse der 17. Grundschule Berlin-Kreuzberg musste der mich immer wieder Anfeindende die Schule verlassen

... aber auch dieser Junge namens Michael H. konnte nichts für die Haltung seines Vaters!!
... versuchte mir mein Vater zu erklären, auf den ich sehr stolz war, obwohl er keine Kippa trug!!

... wir tragen alle unser Päckchen und manchmal holt uns die Vergangenheit ein
... was aber nicht heißt, dass wir es in der Gegenwart auspacken müssen!!

... und eines habe ich in diesem Leben gelernt, hat mir mein Vadder auch bei gebracht

... vergiss niemals, wo du herkommst!!

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Nun ja, Vorurteile und Stigmatisierungen sind die Spielwiese der Soziologen.
Latenter Rassismus wohnt in uns allen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass aktiver "Multikulti" die beste Möglichkeit ist, sich davon frei zu machen. Dies ist aber auch abhängig von der eigenen Mentalität und Lebenserfahrungen, deshalb soll das hier nicht als "erhobener Zeigefinger" verstanden werden.
Was die "Russenlene" angeht, ich habe mal 6 Monate in Smolensk studiert und nur den unkomplizierten, gastfreundlichen und herrlich entspannten einheimischen Mitstudenten zu verdanken, dass ich vor Heimweh nicht verrückt geworden bin. Ich lass auf die Russen nichts kommen, lach
Mittlerweile kenne ich viele "Einwanderer", die mir in verschiedensten Situationen begegnet sind, z.B. Yannis aus Athen, der mir beim Endspiel der letzten WM im Biergarten seine Geschichte erzählte oder auch viele Schüler mit Migrationshintergrund, deren Eltern ich weitestgehend positiv erlebt habe. Soll heißen, im täglichen Miteinander relativiert sich einiges und ich bin eh ein Mensch, der mehr neugierig als ängstlich ist.

Marie, Deine Fähigkeiten menschliche Verhaltensweisen zu erklären ist schon erstaunlich, geht bei mir nur bei der Zusammensetzung von Metall

Marietta,
das, was gestern in diesem Strang über Rassismus anklang, hatte mich dazu veranlasst, nicht darauf zu reagieren, weil ich das für unnötig und überspitzt hìelt. Deine heutige Erklärung macht es mir einfacher, zumindest aufeines zu reagieren. Der bemängelte Ausdruck "Russenlene" ist ohne jede persönliche Bewertung allen Leuten ein bekannter Begriff, der keinerlei Rassismus enthält, sondern lediglich auf die Herkunft verweisst.
Das zu diesem Thema.
Ich bewerte übrigens die Leute in meinem Umfeld auch wie Marietta. Bin damit des öfteren auf die Schnauze geflogen, weil manche gute Schauspieler sind, habe dafuer aber mehr positive Beispiele. Es gibt sie,die persönliche Sofortsympathie, und es gibt genau solche Abneigung. Die übrigens bei mir selten eine zweite Chance erhält. Da bin ich eigen.

Deine Antwort gefällt mir weil sie MEINER Einstellung entspricht.
Nur leider wollte man ALLES was ich schrieb anders verstehen und ich mag es nicht wenn mir jedes Wort im Mund verdreht wird.
Daher werde ich mich, sobald bestimmte Leute (Typ Betriebswirt) da sind umgehend ausklinken.

Nee. Ist ja nicht alles falsch was er schreibt. Ich hab da ganz gute Erfahrungen gemacht. Das gestern war nur hoch gekocht. Warum auch immer. .....

Zitat von marietta im Beitrag #35

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Zitat

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#34 | RE: ... Sympathie, Ablehnung, Erfahrung, Gedächtnis, katalogisieren, Vorurteilen, Missverständnissen

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... Pauschalen?? ... nein!! ... Sympathie nach meinem ersten Eindruck, unabhängig von Vita und Herkunft!!
... jaaa, klar!!

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...und das unterscheidet mich von den meisten anderen:

Da ich selbst erleben musste, was Ablehnung allein aufgrund der Herkunft bedeutet (in Leningrad war ich bei den Kids der "Deutsche" - HH war durchaus als Gruss mit dabei. Was ne Ironie, dass mein bester Freund ein später nach Israel ausgewandert Jude war....; nach Rückkehr in die DDR kippte das ganze... Beides war zwar nicht zu extrem und aushaltbar, formt einen schon aber...), dann wird man deutlich sensibler.

Mein persönliches Motto ist, dass JEDER eine faire Chance verdient hat - unabhängig von der Nationalität. Das herzlichste Verhältnis habe ich bisher immer mit Leuten gehabt, deren Nationalität die meisten Vorurteile hervorgerufen hat. Jeder kennt Vorurteile über andere aus der Presse - warum diese die eigenen Erfahrung regelmässig überlagern, erschliesst sich mir nicht.


Ich verstehe auch nicht, warum man Menschen allein aufgrund ihrer Herkunft einen Spitznamen verpassen muss? Was ist denn die Herkunft für eine Charaktereigenschaft? Was kann der Mensch dafür? Und vor allem - was hat dies mit dem Menschen im hier und jetzt zu tun? Nichts - denn man benutzt die Herkunft eben doch nur aus einem Grund: man stempelt einen Menschen damit ab. Versehen mit allen positiven und negativen Eigenschaften, die diese mit sich bringt...


...klar tut der Russenlene das nicht weh. Sie kassiert ja auch ausreichend Schmerzensgeld dafür - und macht es sich auch noch zum Geschäft, in dem sie regelmässig russisch-sprachige Songs singt.

...bei Russenmax dürfte das aber schon ganz anders aussehen... Der dürfte - je nach Branche - damit echte Vorteile (Mafia, Russlandgeschäft, organisiertes Verbrechen - nur mal um ein paar Vorurteile wieder zu geben) haben, im restlichen Bereich dürfte er aber eher Probleme haben... Und so geht es jeder Einwanderungsgruppe bzw. Menschen mit "Mitgrationshintergrund"... Sie werden automatisch mit den Vor- und Nachteilen einer jeweiligen Nation in Verbindung gebracht und müssen die erst hart abarbeiten. Völlig egal, wie der "erste Eindruck" ist... Denn der erste Eindruck ist meistens der zweite - der erste ist das Aussehen und der Akzent.... Bevor man überhaupt auch nur einen Satz von jemandem gehört hat... Bei Bewerbungen ist es sogar der Name.

Beispiele gefällig? Aber gerne:
- türkisch klingende Namen haben deutlich schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt - völlig egal, wie gut sie sind
- ics brauchen in der Schweiz erst gar nicht auf Wohnungssuche gehen - Schweizer vermieten höchst ungern an ehemalige Jugos...

Usw. usf.

Wenn man also Vorurteile hegt und pflegt, dann zementiert man bestehende Vorurteile - und schadet damit ganzen Generationen. Das die eigenen positiven Eindrücke in die Bewertung einer Nationalität kaum bis gar nicht einfliesst, spricht Bände - man lässt sich lieber von der allgemeinen Meinung als von den eigenen Erfahrungen leiten....

Jede Nation kennt schwarze Schafe. Manche mehr andere weniger. Trotzdem ist es selten bis nie die Mehrheit, die schlecht ist. Sondern fast immer nur eine auffällige kleine Minderheit. Und die prägt das Image...

...wobei. Mal ganz ehrlich. Welche Schlagzeile verkauft sich besser? Massenschlägereien unter Russlanddeutschen? Massenschlägerei unter Deutschen? Real waren alle verwickelten Personen Deutsche. Die Schlägerei - wie man dem Artikel einer norddeutschen Zeitung entnehmen konnte, ging klar von den lokalen deutschen Jugendlichen aus, die Russlanddeutsche in diese verwickelt haben. Ergebnis? Massenschlägerei unter Russlanddeutschen...

..auch wenn dies wieder ein neuer Strang im Thema ist - das Problem ist ja, dass niemand negative Sachen von der eigenen oder einer einem sympatischen Volksgruppe lesen will, jeder aber jede noch so unwichtige Information über einem unsympatische Volksgruppe aufsagt. Und sie logischerweise verallgemeinert... Nun kann jeder selbst beurteilen, was das ist...

PS es ist schon lustig, wenn man verallgemeinernd von Russlanddeutschen spricht und sich dabei auf die Herkunft bezieht - auf die Herkunft der ursprünglich ausgewanderten Vorfahren. Das diese Russlanddeutschen in Wahrheit aus Kasachstan, der Ukraine, Usbekistan, Tadjikistan und Russland (Aufzählung nicht vollständig) stammen, juckt die wenigsten - dabei sind die Unterschiede so gewaltig als ob man einen Bayern oder Schwaben und einen Friesen in einen Topf schmeisst.... Wenn nicht gar grösser...

@uni
simpel - Alltags"rassismus" ist die gefährlichste Form überhaupt: weil die abwertende Verwendung von Begriffen mittlerweile ein Teil der täglichen Routine geworden ist - und man gar nicht merkt, wie man andere Menschen damit verletzt.
So dumm es klingt, aber wenn man sich über die hiesigen Türken ständig abwertend äussert, dan muss man sich nicht wundern, wenn diese sich irgendwann innerlich von Deutschland abwenden...

...das gleiche Phänomen kenn ich eben aus dieser "Russlanddeutschen" Gruppe. Sie wurden im Zuge der Wiedervereinigung nach Deutschland geholt - als doppelte Kompensation für das Leid, dass sie durch Hitler erfahren mussten:
1) wurden sie von Stalin zwangsumgesiedelt
2) im Gegensatz zu allen anderen Volksdeutschen, blieb ihnen die Rückkehr heim ins Restreich nach dem 2. WK verwehrt - so gesehen ist die Rückkehr "heims in Reich" nur eine verspätete Folge des 2. WK. Bzw. dessen Endes. Und im Gegensatz zu diversesten "Volksdeutschen" Gruppen, haben deren Vorfahren wenigstens mal auf (heutigem) deutschen Territorium gelebt...

Als sie dann in DE ankamen, durften sie feststellen, dass man auf sie hier nicht gewartet hat. Man verschiffte sie in einzelne Regionen und wünschte ihnen "Good luck". Entsprechend entstanden automatisch (!) Parallelwelten. Sie begannen sich selbst zu organisieren und zu helfen. Man zog in die gleichen Regionen - und pflegte seine Traditionen. Vor Ort war man ja nicht erwünscht - schliesslich war man "der Russe" (klar abwertend gemeint). Und wenn wir ehrlich sind, hat sich das bis heute nicht gross geändert.
Sie durften feststellen, dass ihre Träume in ihrer "Heimat" geplatzt sind - man war hier genauso willkommen wie in der alten Heimat - nämlich gar nicht... Und wurde aufgrund der Herkunft abgegrenzt, schlechter behandelt... Ihre Qualifikationen wurden allesamt nicht anerkannt. So kam es, dass hochausgebildete Ärzte plötzlich als Krankenpflegepersonal unterwegs war, Ingenieure putzen mussten...

...was danach passiert, ähnelt übrigens auch den Türken - es gibt in Deutschland eine eigene Businesswelt der Russlanddeutschen bzw. russisch sprechenden. Und die ist mittlweile ziemlich erfolgreich. Im Gegensatz zu den Türken aber in jedem Bereich des Lebens... Ist dies gelungene Integration? Eher nein, wenn selbst Leute mittlerweile primär russisch sprechen, die in Russland fast nur deutsch geredet haben (bzw. mit ihrer dort gebliebenen VErwandschaft immernoch tun...), dann sollte dies einem zu denken geben!