G E D A N K E N » Neidvoll geht die Welt zugrunde…

Dumm nur, dass wir auf keine andere zugrückgreifen können.

Eines der Hauptlaster: Der Neid und Schwester Gier. Die sich die Hand reichen. Und Deutschlands großem Sohn Schopenhauer die Vorlage lieferte, als er schrieb: "In Deutschland ist die höchste Anerkennung der Neid".

Und da er gleichzeitig befand dass, wer tugendhaft lebt, bewundert aber nicht beneidet wird, so haben dann „Die Prinzen“ mit ihrem Singsang: „Du musst ein Schwein sein auf dieser Welt“ genau ins Schwarze getroffen. SO funktioniert offenbar DER Erfolg. Anerkennungserfolge außer Acht lassend, die lassen sich nicht in „klingende Münze“ umwandeln. Und „wie das Veilchen im Moose“ zu sein, wie vormals den Maiden ins Poesiealbum geschrieben wurde, die nicht der „stolzen Rose“ nacheifern sollten, hat eigentlich bei den jungen Damen noch nie funktioniert. Na ja, bei mir jedenfalls nie. ;-)

Bereits Aphrodite, eigentlich der Inbegriff von Schönheit und Liebe, die „Schaumgeborene“, neidete Psyche deren Schönheit und wollte Amor zum ausübenden Objekt ihrer Rache machen. Das jedoch klappte nicht. Und der alttestamentarische Kain erschlug seinen Bruder Abel, da dieser in der Gunst des Vaters höher stand.

Man sagt so oft: "Da bin ich aber neidisch" und meint dies jedoch nicht in des Wortes wahrster mit negativem Ruch versehenen Bedeutung. Vielmehr denkt man, dass man etwas auch gerne HÄTTE, dass man mit dem in den Süden Reisenden gerne tauschen MÖCHTE etc. Also ein Ausflug in den Konjunktiv: Was wäre wenn… Träume! Das ist nicht böse, das ist nicht tragisch, das erfüllt nicht die Kriterien eines verhängnisvollen Neides. Der die Gier die Oberhand erhalten lässt und sich mit Brachialgewalt alles nimmt: Länder, Güter, Macht und Leben…

Der „gesunde“ Neid - also der Wunsch nach etwas, das man nicht hat aber gerne hätte - kann durchaus motivierend sein. Anregend, sich selbst zu bemühen, um selbst etwas zu erlangen. Um dann stolz darauf sein können.
So sollte es sein. Imanuel Kant nannte den Neid „Laster des Menschenhasses“. Und durch Hass/Neid geht sie zugrunde.

Rubinia,
Neid an sich ist negativ besetzt; wer immer wem etwas neidet, erstrebt etwas auf gierige Weise. Ob das "motivierend" sein kann? Wenn letztlich "Gier" die Triebfeder eines Wunsches ist? Jemandem etwas neiden ist eigentlich nichts Positives.
Aber ohne scheint es auch nicht zu gehen; auch wenn das wohl niemand offen zugibt. Könnte also sein, das manche "Erfindung" durch diesen Neid generiert wurde-das wäre dann u.U. wieder was "Positives", sofern es nicht mit Gewalt erreicht wird....

Der Neid ist eine Geißel, die mich wenig - eigentlich gar nicht - plagt.

Als ich ein junger Kerl war, meiner selbst und meiner Fähigkeiten unsicher, da packte es mich schon gelegentlich.

Wenn ein "vollgefressener alter Sack" im damals noch beeindruckenden Mercedes, Hut auf dem Kopf, Zigarre im Mund an mir und meinem uralten, klapprigen Lloyd, 19 PS, vorbeirauschte - das schmerzte schon.

Oder wenn z.B. - bei den Filmfestspielen - ein Regisseur oder Produzent, äußerlich ähnlich dem Mercedes-Fahrer - eine junge, ätherische Schönheit am besitzergreifenden Arm - über rote Teppiche oder in die eine oder andere Bar gockelte - das war schon ein Schlag in die noch unfertige Mannesehre!

Aber wenn man selbst erprobt hat, was man sich zumuten, was man erreichen kann, wenn man die eine oder andere Hürde genommen und so manches erreicht hat, wenn man seinen Fähigkeiten trauen und seine Schwächen einschätzen kann, dann verfliegen diese quälenden Gedanken.

Was weiß ich denn, wer vielleicht mich beneidet?

Neid muss nicht negativ besetzt sein. Es kommt, wie bei allen Dingen, auf die Dosis an. Ein bisschen Neid ist voellig normal. Sich mit anderen zu vergleichen ist menschlich und kann sogar helfen, sich weiterzuentwickeln. Wer dabei jedoch permanent schlecht abschneidet, ist moeglicherweise erfuellt mit Neid, der bis hin zu Aerger, Wut und Hassgefuehlen fuehren kann. Das ist dann die schaedliche Ueberdosis dessen, was man auch Missgunst nennt.

Neidgefuehle sind so vielfaeltig. Der Neid nach materiellem Besitz, Aussehen, sportlichen Faehigkeiten, die Anerkennung durch andere, nach beruflichem Erfolg. Alles Gefuehle, die m.E.n. mit zunehmendem Alter verblassen.
Man hat gelernt, zu seinem Typ zu stehen. Das sich messen muessen hat man nicht mehr noetig. Nicht das Messen materiellen Besitzes noch intellektueller oder kuenstlerischer Faehigkeiten.

Liebe samar, ich habe die ganze Zeit den Begriff der "Missgunst" in der Feder. Und jetzt, wo ich Sie gelesen habe, griff ich dann doch einmal zu der Wikipedia-Erklärung, die sich mit meiner nämlich deckt.

<<Missgunst bezeichnet das Verübeln der Stellung Anderer, sei es nun in materieller oder sonstiger Hinsicht. Vom Neid unterscheidet sich Missgunst in zwei Aspekten: Erstens muss die Person oder Gruppe nicht unbedingt besser gestellt sein, als derjenige, der ihr etwas missgönnt. Zweitens muss der Gegenstand (oder das Privileg, die Begabung etc.) von demjenigen, der der Person oder Gruppe diesen missgönnt, nicht unbedingt selbst erstrebt werden. <<

Ich behaupte von mir, dass ich eigentlich neidlos bin. Ich seufze zwar, wenn jemand jetzt in den Süden fährt und ich in unseren Breitegraden bleiben muss "würde auch gerne jetzt dahin" - aber ich kann mich dennoch aufrichtig für denjenigen freuen!

"Missgünstig" - also keine Chance auf mein "Wohlwollen" - bin ich jedoch in den Fällen, wo es um "Erfolge" geht. Nehmen wir "Kriegsgewinnler oder ganz einfach nur die "Erben". Vielleicht prollige Typen, die selbst nichts geleistet haben, aber den "dicken Maxe" markieren. Solche Leute beneide ich nicht, sage sogar möglicherweise hochnäsig: Bin ich froh, dass ich nicht wie die bin. Ich "missgönne" also.

Ja, Marietta, es ist doch wohl eher eine Art "Verlagerung" der Gefuehle bei zunehmendem Alter.
Jeder Mensch muss frueher oder spaeter die eine oder andere Einschraenkung akzeptieren, der eine mehr, der andere weniger."Das was der/die kann, wuerde ich auch noch gerne machen" - ist Wunsch, nicht unbedingt Neid, schon garnicht im Sinne von Missgunst.
Ja, wer wuerde nicht gerne aufrecht durch die Welt stoeckeln bis ins hohe Alter? Wer bis dahin aber nicht gelernt hat, dass man nicht alles haben kann, schon garnicht Jugend bis zum Ende seiner Tage, hat nie etwas dazugelernt.

So aehnlich sehe ich es auch, Rubinia.
Wie oft sage ich spontan:- "darum beneide ich dich" um gleich erklaerend hinzuzufuegen: Natuerlich goenne ich es dir von ganzem Herzen, (und ich meine, was ich sage),
Ich "beneide" jeden um sein "Sitzfleisch", stundenlang in einem Flugzeug sitzen zu koennen, ich beneide Menschen, denen mehr als 5 Stunden Schlaf vergoennt ist, ich beneide Menschen, die "cool" am Steuer bleiben, wenn Idioten auf der Strasse "Schabernack" treiben, ich beneide jeden Menschen mit Elefantenhaut... die Liste liesse sich ellenlang fortsetzen.
Und trotzdem behaupte ich: Nein, ich bin kein Neidhammel.

Ich kann sagen mich hat der Neid zur Promotion getrieben und daher hat der Neid nicht nur negative Eigenschaften. Viele Dinge an und im Menschen wäre nicht erreicht wenn es den Neid nicht gäbe. Richtig ist mit zunehmenden Alter verblasst der Neid immer mehr durch Selbstsicherheit, durch eigenes Können und durch Rückschau auf das Erreichte.
Also ist Neid eine positive Kraft.
Mißgunst ist Neid mit Nichtselbstkönnen verbunden und damit anderen Menschen etwas Erreichtes zu mißgönnen.

Zitat von marietta im Beitrag #11

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# 10 | RE: Neidvoll geht die Welt zugrunde…

... ich überlege gerade, anhand dieses Beitrages, was mich neidvoll schauen lässt
... es gibt da nicht sooo sehr viel
... ich beneide die Menschen, die sich ohne Angst, und ich meine Angst, in den Stuhl beim Zahnarzt setzen können
... und all ihre Behandlungen ohne Zucken und ein **wäre es doch endlich vorbei** über sich ergehen lassen können!!

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Zitat von marietta im Beitrag #11

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... ich beneide die Menschen, die Spaß am, im, auf dem Wasser haben, der mir so gänzlich verloren geht
... und ich Wasser, ob still ruht der See, ob wellende Wogen, friedliche Flüsse nur mit einem gewissen Abstand geniessen kann!!

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Zitat von marietta im Beitrag #11

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... ich beneide die Menschen, die bei wirklicher Beleidigung oder erlittener Kränkung völlig gelassen bleiben können
... anstatt, wie ich, sich entweder völlig zurück zu ziehen, oder mit gleicher Münze heim zu zahlen

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Zitat von marietta im Beitrag #11

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... ich beneide Menschen, die vergeben und vergessen können
... ich schaffe es nur bis zum Vergeben!!

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Zitat von marietta im Beitrag #11

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.... ich schaue auf die disziplinierte Hausfrauen, die ihr sich vorgenommenes Tagespensum schaffen
... während ich darauf warte, dass ich Lust zum z.B. Fenster putzen, bekomme!!

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Zitat

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... materielle Güter, besseres Auto, größere Wohnung, schickere Möbel, überhaupt Eigentum, schützenswertes geht an mir vorbei
... und oft kam der Vorwurf, dass ich das Werk der Lebensarbeit, oder das Ergebnis dieser, nicht zu schätzen weiß

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Bedauerlicherweise konnte ich meine Antwort nicht mehr vollenden und auch nicht mehr korrigieren.
Und übrigens, ich finde es irritierend, dass Zitat-Fenster und Antworten nicht formal, z. B. in anderer
Hintergrundfarbe kontrastieren.