G E D A N K E N » Vergebliches Vergeben?

Ohne diese würde wohl Chaos, Mord und Totschlag vorherrschen. Erst dadurch, dass man die Fähigkeit kultiviert, Vergebung für erlittenes Unrecht zu gewähren, ist ein zivilisiertes Zusammenleben überhaupt erst möglich. Ansonsten – würde die Rache vorherrschen – dann ginge es immer weiter. Ich räche mich, die Anhängerschar des Gemeuchelten – nehmen wir den schlimmsten Fall – rächt sind, dann wieder weiter. Vendetta. Von Generation zu Generation. Nicht Vergebung, Vergeltung wäre das Stichwort! Nehmen wir die Montague und Capulet – Familien der Liebenden „Romeo und Julia“.

Nehmen wir die „christliche Vergebung“. Soll in der Beichte geschehen! Man muss dafür was tun, sagt der Herr im dunklen Beichtstuhl. Irgendwas beten oder so. Dann wird das schon was werden mit der Vergebung. Gab es nicht früher einmal so was, dass man seine Absolution erkaufen konnte? Ja, gab es, das war dann teurer!

Sollte man an Gott glauben, so denke ich, reicht es doch, selbst zu bereuen und im Zwiegespräch mit „Gott“ dann Vergebung zu erfahren. Was soll denn der Umweg über einen "Kirchendiener"?

Jesus lehrt, dass man seinen Feinden vergeben solle. Und nur, wenn man das auch tut, wird man selber Vergebung von oben erlangen. Nanu? Da geschieht mir Unrecht. Es gibt Dinge, die man ganz sicherlich niemals vergessen, geschweige denn vergeben kann. So mir das nicht möglich ist, werde ich dafür noch vom „gnädigen, verständnisvollen und gütigen Gott“ doppelt gestraft? Der Täter erfährt aber wohl „Barmherzigkeit“, so er denn bereut….Und beichtet. Und irgendwas betet…Rosenkränze etc.???

„Großmut“ muss man sich leisten können. Sie ist auch eine hochnäsige, arrogante Übung am Verursacher. „Ich vergebe dir“ zeigt auch Macht. Rache ist aber auch süß. Sie kann genau so befreiend auf den Einzelnen wirken wie eine Vergebung erteilen sein kann. Natürlich ist die Vergebung edler und christlicher. Und leistet auch mehr der Feigheit Vorschub. Denn seinen Rachegedanken nicht in der Ausführung nachzukommen liegt wohl vielfach nicht daran, dass man sich dann schlimmer gesetzlicher oder himmlischer Strafen gewiss sein dürfte. Schließlich entsteht die Rache aus dem Zorn und dieser gilt christlich betrachtet als Todsünde. Allerdings sind es wohl eher die irdischen Sanktionen, die man fürchtet.

In der Dichtung und den Mythen frönten die meistens der Rache. Medea, Hamlet, Achilles, Michael Kohlhaas, um nur einige zu nennen. Alle neigten eher zur Selbsthilfe.


Ich meine, vielfach ist die Vergebung auch der Ausdruck einer durch die Zeit gewonnenen Gleichgültigkeit. Wenn die Zeit die Wunden, die geschlagen wurden, geheilt hat, der Zorn verrauchte und das Herz nicht mehr an Menschen hängt, die es verletzen konnten. So sehr, dass es nur die Extreme der Vergeltung oder Vergebung gab. So man denn direkt reagiert hätte. Blindlings...
Aber diese Vergebung ist wohl nicht gemeint. Denn „Vergebung“ meint, über seinen Schatten springen können.

<<Wenn man jemand alles verziehen hat, ist man mit ihm fertig.<<
Sigmund Freud

<<Vergebung ist keine einmalige Sache, Vergebung ist ein Lebensstil.<<
Martin Luther King

Rubinia,
Der Satzz von Freud ist durchaus zweideutig zu verstehen. Und ich neige dazu, mir eine Seite zueigen zu machen. Nämlich NICHT mit jemandem fertig zu sein, sondern diesen unter besondere Beobachtung zu stellen. Denn zum Verzeihen gehört m.E. auch die Bewährung desjenigen, dem man zu verzeihen gedenkt. Womit wir allerdings auch wieder das andere von dir erstellte Thema "Zweifel" berühren. So hängt also eines am anderen, wenn man denn will....

Ich für meinen Teil neige dem Siegmund zu: Ich bin fertig mit einem Menschen. Jedoch gefällt mir was Martin Luther King gesagt hat, allerdings fehlt mir die Größe dazu.

Auch das passt Marietta

Zitat von Andreas im Beitrag #3

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Ich für meinen Teil neige dem Siegmund zu: Ich bin fertig mit einem Menschen. Jedoch gefällt mir was Martin Luther King gesagt hat, allerdings fehlt mir die Größe dazu.

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Stimmt genau, Rubinia, wenn ich ausgenutzt werde dann lasse ich es zu. Das durfte nur meine Frau.

Willy,
Das istgenau die einzige Person. Drum stehe ich eher zum Freud.....

Ach,Marietta, da hastdu offensichtlich etwas missverstanden. Sie istwirklich die Einzige, die das ungestraft dürfte, ichmüsste ihr noch nicht mal irgendwas verzeihen. weil ich es zulasse.....

Dann ist es schade. Entschuldige.....

Manche Erfahrungen macht man allerdings auch ganz ungewollt, sind nicht immer positiv. Aber prägend, negativ oder auch positiv. Das wiederum konnte ich deiner Antwort nicht entnehmen. Ich wollte auch niemandem auf die Füsse treten.....