Ich stelle mal hier einen Beitrag ein, den ich vor Jahren im ZDF-Philo-Forum schrieb. Jedoch denke ich, dass er "alltagstauglich" zu behandeln ist. Denn der Zweifel ist doch etwas, das uns das Leben arg "vergällen" mag. Zweifel an der Ehrlichkeit, an einem Gelingen, an Treue, an sich selbst!
<<Der Zweifel an Dingen, deren Erkenntnis für uns wichtig ist, ist für den menschlichen Geist ein quälender Zustand. Er kann das nicht lange aushalten; er entscheidet sich so oder so, wohl oder übel. Lieber will er sich täuschen, als nichts glauben.<< Jean-Jacques Rousseau
Nun ist doch wohl der Zweifel die Antriebsfeder zu neuen Ufern aufzubrechen. Der evolutionäre Humanismus kennt gegenüber dem Bibel(mach)werk seine 10 (An)Gebote als Grundlagen der Vernunft. Denn eine Überzeugung kann sich morgen schon wieder überholen und die angebliche Sicherheit Lügen strafen. Somit ist der Zweifel immer angebracht. Und der Zweifel am Nichtzweifel durchaus legitim, ist doch Letzterer ein Schutzmechanismus.
Descartes beginnt beispielsweise seine Meditationen über die erste Philosophie mit den Worten: „ Bereits vor einigen Jahren habe ich die Bemerkung gemacht, wie viele Täuschungen und Irrtümer ich schon von Jugend auf als Wahrheiten annahm und wie ungewiss alles sei, was ich darauf baute…[…]“
Ist also Zweifel angebracht, so sich jemand „Atheist“ nennt? Es heißt, dass die definitive Negierung des Glaubens „zweifelsfrei“ sei. Nicht zu hinterfragen also mit anderer Ergebniserwartung. Unumstößliche Wahrheit, bezogen auf den Nichtglauben Praktizierenden. Aber wie ist es denn im Umkehrschluss? Das sich bekennen zu einem Glauben – auch hier erklärend und „selbst)bestimmend“? Oder eher doch „fremdbestimmt“, ist doch der Zweifel bereits eine Sünde (siehe der „ungläubige Thomas). Also kein Zweifel zulässig – aber keinesfalls doch „ohne Zweifel“ ad infinitum….
Das Negieren des Zweifels, das vehemente Leugnen eines jeglichen Anfluges ist eine Selbstaufgabe des Geistes. Und welche Empirien oder Empathien können es überhaupt zulassen, den „Dingen hinter den Dingen, dem Vorhang“ einen bestimmten Namen geben zu können? Zweifelsfrei? Hier geht auf jeden Fall der Zweifel in den Skeptizismus über – das konstante Leugnen jeglicher zu erreichender Zweifellosigkeit. Um auf den Spruch von Rousseau zurückzukommen, so kann sicherlich ein Zweifel zu Verzweiflung führen. „Zwar bin ich klug, doch möcht´ ich alles wissen….“ Oder „und sehe, dass wir nichts wissen können, das will mir schier das Herz verbrennen“.
Wissen ist immer begrenzt, subjektiv und objektiv betrachtet. Vom Einzelnen aus gesehen und von den Möglichkeiten, alle Grenzen zu überwinden. Alle Zweifel. Zweifel ist gut, solange er nicht auffrisst. Solange er nicht bestimmend ist, wo es besser ist, dass man vertraut. Seneca schrieb über die ganz persönlichen Zweifel, das Misstrauen, die Missstimmungen, die aus unbedachten und harmlosen Gegebenheiten sich breit machen und das Leben vermiesen:
<<Es hat mich einer nicht freundlich gegrüßt, ein anderer nicht herzlich geküßt, ein anderer ein angeknüpftes Gespräch plötzlich abgebrochen, ein anderer mich nicht zur Tafel geladen, ein anderer eine unfreundliche Miene gegen mich gemacht. Daraus macht der Argwohn sogleich Folgerungen. Darum ist Unbefangenheit not und wohlwollende Beurteilung der Verhältnisse. Nur was in die Augen springt und offenbar am Tage liegt, dürfen wir glauben. <<
Also: In dubio pro reo? Aufgeräumt, aber dennoch unausgeräumt und keinesfalls “ohne Zweifel”. Und ein sehr schlaues Wort von Russel:
<<Es ist ein Jammer, dass die Dummköpfe und Fanatiker immer so selbstsicher sind und die klugen Leute so voller Zweifel!<< Man hüte sich also vor denen, die keinen Zweifel an einem Produkt zulassen, welches sie anbieten. Es könnte nicht das richtige Produkt sein – oder der falsche „Verkäufer“. Und dies ist sicherlich eine über jeden Zweifel erhabene Behauptung. ;-) <<
Rubinia, Zweifel sind auch ein Selbstschutz! In jedem erdenklichen und auch vorhandenem Fall. Hätte man sie nicht, würde SICHER manche Entscheidung oder Empfindung anders ausfallen, denn es gibt wohl nur wenige Dinge, die kaum anzweifelbar sind, wie etwa die Mathematik. Daher ist wohl Zweifel auch den Gefühlen zuzuordnen, die nicht rational erklärbar sind.
Henry Ford Denken ist die schwerste Arbeit, die es gibt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sich so wenig Leute damit beschäftigen.
Ich war lange Jahre vom Zweifel angenagt, der Zweifel alles richtig gemacht zu haben. Es waren quälende Jahre. Allerdings Selbstzweifel haben auch etwas für sich, sie lassen uns darüber nachdenken alles richtig zu machen und das ist gut. Wie alles im Leben, es gibt immer zwei Seiten einer Medaille.
Klompje, Das ist keine frage, sondern eine schon immer vorhandene Eigenschaft. Solange es Menschen gibt. Bezweifelt wird ALLES, solange nicht dieser per Beweis oder Gegebenheit aufgehoben wird. Jeder hat jede Menge Zweifel. An sich, an Dingen, die ihm unerklärlich scheinen, an Nachrichten, an Taten, an Personen etc. Es gibt kaum etwas,was sich nicht bezweifeln liesse. Weil wir die Eigenschaft des DENKENS haben. Hätten wir sie nicht, gäbe es dieses Phänomen nicht.....Tiere hingegen, das nehme ich jedenfalls an, ha en das wohl nicht, sie haandeln und "denken" eher instinktiv oder aufgrund gemachter-guter oder schlechter- Erfahrungen!
Henry Ford Denken ist die schwerste Arbeit, die es gibt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sich so wenig Leute damit beschäftigen.