G E D A N K E N » Die „Moral“ der anderen Frau

Oder: Die Position einer „Geliebten“. Oder: Die Gefühle einer Liebenden.
Schon immer gab es die „Zweitfrauen“. Unterschiedlich benannt. Ganz legal als „Ehefrauen“ die der reichen Scheichs. Heute noch. Und immer gibt es eine Nummer 1. Die Hauptfrau. Was nicht gleichbedeutend sein muss mit der „größten Liebe“ des „Herrn und Gebieters“. Lach. Herrscher und Könige hatten ihre Mätressen, Kurtisanen hatten großen Einfluss. Eine meiner Lieblingsgestalten der Literatur ist auch Marguérite Gaultier, die Kameliendame von Alexandre Dumas. Wo er seine eigene Begegnung verarbeitet.

Bei uns ist die „andere Frau“ nicht geachtet. Diese wird von den Ehefrauen fremdgehender Männer mit unschönen Worten bedacht, so sie hinter die Geheimnisse ihres „Göttergatten“ kommt.

Ich erinnere mich vor Jahren an eine Begebenheit in einem Forum, wo es um die Liebesgeschichte in einer Soap ging. Und ich Verständnis für die Frau zeigte, die einen verheirateten Mann liebte. Oh je, was für ein shitstorm ergoss sich über mich. So als habe ich persönlich, die Verruchte, jetzt vor, in ihr Haus einzudringen und mich auf den Schoß ihres „Männe“ zu setzen, um den wegzunehmen. Und mit dem Brustton der Überzeugung schrieben dann alle, dass „ihr Mann“ doch so etwas nie tun würde. Ihnen, also jeder einzelnen, abhanden kommen. So als sei „Liebe“ steuerbar.

Der Bundespräsident „residiert“ ganz selbstverständlich mit seiner Zweitfrau und versteckt sie nicht. Ich empfinde das in seiner Position als unpassend. Denn er vertritt doch angeblich „christliche Werte“. Was ich von diesem Mann halte, das ist bekannt. Nämlich nichts.
Aber ich will grundsätzlich auf die „Geliebte“ kommen, die Zweitfrau. Die Wartende, die Dumme, die Betrogene, die Sehnsüchtige – die Liebende. Wie seht ihr diese?

So ein schoenes Thema und dabei so ergiebig. Danke, Olivia.
Auch wenn die Moralvorstellungen sich im Lauf der Zeit gaendert haben, so schwankt die Rolle der "Geliebten" noch immer ein wenig zwischen Opfer und Biest.
Es kommt halt nur auf die jeweilige Position an, wie in allen Dingen des Lebens. Sympathien fuer das "Biest"? Tz,tz, Olivia, wie konntest du nur.
Ich werde noch darauf zurueckkommen.

Wenn es Liebe ist zwischen zwei Menschen dann kann sich die Moral sowieso nur geschlagen geben. Wichtig ist nur das jeder Beteiligte SEINE Verantwortung über nimmt. Dann lässt es Einigungen zu.

...und das ist wohl ein ziemlich schwieriges Unterfangen, Willy....Irgendwann wird an der "Verfehlung" eine Schuldfrage geknüpft werden, und dann wirds oftmals schmutzig. Leider....

Es muss immer einer Schuld haben. Scheibenkleister.

Leiden ist eigentlich immer/meistens vorprogrammiert. Denn ohne dass Wunden geschlagen werden, geht es nicht.
Auch wenn die "himmelhochjauchzende'" Liebe zwischen zwei Ehepartnern der "stillen Gewohnheit" gewichen ist, so wird die Frau sich dennoch verletzt fühlen. Auch wenn ihr der Mann im Alltag relativ gleichgültig geworden ist. Aber das "Besitzdenken" spielt da mit hinein.
"Cool" reagieren wird die Frau in einem luxuriösen Nest, das sie nicht verlieren will. Nach dem Motto: Lass ihn doch. Hauptsache ich behalte die goldene Kreditkarte. ;-)))
Aber meistens ist das ja nicht so. Da ist der Mann, der seine Ehefrau schätzt und mag. Aber auf der anderen Seite ist die "andere Frau".
Mann will möglichst alles haben. Und "Zweitfrau" will den Mann haben. So lässt sie sich erst einmal auf das Spiel der Heimlichkeiten ein. Irgendwie prickelnd. Aber "Frau" will mit der Zeit mehr - und da wird es dem Mann dann ganz heiß und kalt...Halb zog sie ihn, halb sank er hin.
So oder ähnlich gehen doch viele Beziehungen vonstatten.
Und immer wird als "das arme Opfer" die Ehefrau betrachtet. Der Mann jedoch kommt meist ungeschoren davon. Wird gar bewundert von seinesgleichen - was für ein toller Hecht.
Wie die "Geliebte" sich fühlt, danach fragt niemand. Dabei mag sie "moralischer" sein als gar manche Ehefrau.

Rubinia,
ich habe da noch eine andere Version, die ich einfach mal ins Spiel bringe.
Was sagst du zu "Arrangements", in denen Partner einen Nebenmann/ eine Nebenfrau zulassen?? Das gibt es auch, wenngleich, zumindest öffentlich bekannt, recht selten. Manchmal sind da z.B. körperliche Bedürfnisse des Einen ausschlaggebend, manchmal sind es Zwiespalte einer Doppelbeziehung, die man nicht verheimlichen will/kann.... Was steht denn dann im Raum? Moral? Verlangen? Liebe, die sich nicht auf eine Einzelperson beschraenken KANN? Duldung? Bequemlichkeit?
Oder ist es einfach nur sittenwidrig und mit dem althergebrachten Verständnis nicht vereinbar?

"...ich habe da noch eine andere Version, die ich einfach mal ins Spiel bringe.
Was sagst du zu "Arrangements", in denen Partner einen Nebenmann/ eine Nebenfrau zulassen??"

Diese Arrangements sind nicht selten entweder eine Zweckgemeinschaft (Besitz, Kinder), wo beide Partner gefühlsmäßig schon lange getrennte Wege gehen oder schlichtweg Verzweiflungskisten, wo mindestens ein Partner wie ein Hund leidet. So sehr sich zwischenmenschliche Beziehungen auch in der Moderne gewandelt haben, psychische Befindlichkeiten wie Zuneigung, Eifersucht und Sehnsucht nach ungeteilter Aufmerksamkeit sind ureigene Bedürfnisse und menschliche Instinkte. Ich habe mal einen Film (von Schierach, autentische Kriminalfälle) gesehen, wo Frau sexuelle Experimente mit anderen Männern veranstaltete, während Mann die Spielchen mit der Kamera filmte. Was in beiderseitigen Einvernehmen begonnen hatte, endete damit, dass Mann dem letzten Gespielen den Schädel einschlug. Er hat das mental alles nicht mehr verkraftet und war schlussendlich nur noch verletzt und eifersüchtig. Klar, das ist ein Extrembeispiel, in abgeschwächter Form tritt das bereits erwähnte Leiden wie ein Hund ein.

Moorhuhn,
Ich glaube, dass das sein KANN, nicht aber zwangsläufig eintritt, was du beschreibst. Es soll sogar vorkommen, dass diese Arrangement auf eine jeweiligen Vorschlag des anderen zurückzuführen ist. Und wenn das funktionieren soll, denke ich, gehört wenigstens ein sehr gefestigter Charakter dazu. Dein, zugegebenermassen extremes, Beispiel wäre wohl dann nicht zustande gekommen. Insbesondere dann wenn sich die Ursprungspartner über die Geschehnisse mit dem Dritten austauschen (können). Abgesehen davon, dass es schief gehen KANN, ist es aus verschiedenen Gründen VIELLEICHT eine Alternative, die nicht unbedingt von Besitzdenken bestimmt wird....
Es ist nur EINE der vielen Moeglichkeiten, schwelende Konflikte zu umgehen, daher diese ANDERE Diskussionsgrundlage..?.

Hallo Moorhuhn, mir fiel bei deinen Zeilen unweigerlich der Film "Die flambierte Frau" ein.
Obwohl sich ja beide einige waren und die anderen - Männer sowie Frauen - nur "beruflich" waren.
Wer den Film nicht kennt mit Gudrun Landgrebe und Matthieu Carrière: Sie war Callgirl, er war Callboy. Und gemeinsam waren sie ein Liebespaar.

Ich denke, dass "offene" Beziehungen nur funktionieren können, wenn beide gleich viel oder gleich wenig den Partner lieben.
So können reine Sexabenteuer dann funktionieren und als solche anschließend "abgehakt" werden. Wenn eben dort keine reinen - seelischen - Emotionen mit hineinspielen.
Aber das ist ja nicht gegeben bei dem "klassischen" Verhältnis.
Beispielhaft Chef mit seiner Sekretärin und zu Hause mit Frau und eventuell Kinder.

Zitat von universumtv im Beitrag #8

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Rubinia,
ich habe da noch eine andere Version, die ich einfach mal ins Spiel bringe.
Was sagst du zu "Arrangements", in denen Partner einen Nebenmann/ eine Nebenfrau zulassen?? Das gibt es auch, wenngleich, zumindest öffentlich bekannt, recht selten. Manchmal sind da z.B. körperliche Bedürfnisse des Einen ausschlaggebend, manchmal sind es Zwiespalte einer Doppelbeziehung, die man nicht verheimlichen will/kann.... Was steht denn dann im Raum? Moral? Verlangen? Liebe, die sich nicht auf eine Einzelperson beschraenken KANN? Duldung? Bequemlichkeit?
Oder ist es einfach nur sittenwidrig und mit dem althergebrachten Verständnis nicht vereinbar?

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Naja, Rubinia, ich bin erst mal auf das "Arrangement" eingegangen, dem universumtv ja auch eine gewisse Tiefe zugesprochen hat, und wo es vielleicht auch nicht nur um Sex geht.

Was die "Zweitfrauen" angeht, schließe ich mich Deiner Meinung an- die klassische Variante ist meist die, dass eine Geliebte ein Schattendasein führt und der verheiratete Ehemann aus vielerlei Gründen- Liebe zu beiden, moralischer Druck, Zweckdenken u.a. ein anstrengendes Doppelleben führt. Man muss da wohl in der Bewertung auch differenzieren und den Einzelfall betrachten.
Ich finde nicht, dass fremdgehende Ehemänner weniger gesellschaftlich geächtet werden als Frauen, ganz einfach, weil die Frauen dies mehr im Verborgenen leben, bzw. viel konsequenter sind in ihren Entscheidungen. Sie halten ein solches Doppelleben meist nicht lange durch, weil die Evolution sie mehr als Männer auf Beständigkeit und Klarheit programmiert hat. Die Zweigleisigkeit führt meist dazu, sich vom Falschen zu trennen und beim Richtigen zu bleiben. Fatal ist dann immer, wenn der Richtige nicht der Ehemann ist.

wenn der Richtige auch verheiratet ist.