Entgegen so manchen hochgespannten Erwartungen ist der Friedensnobelpreis an der mächtigsten Altkleidersammlung der Welt - und damit auch an uns, ihren Untert.... äh, Pardon, den Anhängern und Verehrern ihrer klugen und weitsichtigen Politik - vorübergegangen. Nicht, daß ich der Rose der Uckermark diese Auszeichnung nicht gönnte, immerhin sind schon so manche Gauner, Strauchdiebe ... und Schlimmere damit dekoriert worden. Aber das Trara, das die Medien dann unisonso angestimmt hätten, wäre doch geeignet gewesen, an meinem sensiblen Nervernkostüm erheblichen Schaden anzurichten.
Sondersendungen allerorten! Mein geliebtes Brandenburger Tor - in seiner schlichten, klassizistischen Schönheit - wäre wieder umlagert gewesen von Buden, die nach billigem Rotwein und Bratwurst stinken. Helene Silbereisen, geb. Jelena Petrowna Fischer - unser geliebtes Goldkehlchen - hätte es sich nicht nehmen lassen, die x-te Version von "Atemnot in der Nacht" in den klaren Berliner Oktoberhimmel zu schmettern. Die Inkarnation eines Bundespräsidenten - der Herr Pfarrer Gauck - hätte wieder eine seiner gefürchteten Reden geredet ... na, und so weiter.
Danke, lieber Gott! Ich ziehe nun doch in Betracht, wieder an Deine Weisheit, Allmacht und Güte zu glauben - manchmal wenigstens!
Nachsatz:
Als ich gestern im renommierten und über die Stadtgrenzen hinaus bekannten KadeWe ein Pfund Kaffee erstanden hatte, fragte mich die charmante Verkaufsfachkraft, ob sie mir den Friedensnobelpreis gleich mit einpacken dürfe. Ähnlich erging es mir auf dem Rückweg, als ich bei Aldi vorbeischaute, um ein halbes Pfündchen Butter zu erwerben. "Dürf ick Ihnen den Nobelpreis ( sie betonte Nóbelpreis ) jleich mit inne Tüte packen Herr Dockta? Det is ne kleene Uffmerksamkeit des Hauses", meinte sie mit jenem spitzbübischen Grinsen, für das ich die Berlinerin so liebe!
* Geschrieben für und Erstveröffentlichung bei "Günther Jauch"
#1 Ja, manchmal ist Gott, Allah oder Jahwe gnaedig. Er erhoert Gebete - vorzugsweise solche, die von der noerdlichen Halbkugel ausgehen. Vielleicht sollte Aldi Filialen Richtung Morgenland verlegen, wo "spitzbuebisches Grinsen" laengst zu einer haesslichen Fratze verkommen ist.