B R D » Gerechtigkeit und soziale Erfordernisse!

Ein heute noch aktuelles Thema. Leider wird ja immer viel geredet, geplant, gewünscht - und es bleibt bei Zukunftsmusik.
In 2011 gab es ein sehr interessantes Gespräch zwischen Sahra Wagenknecht und Heiner Geißler:

"Jeder vernünftige Mensch muss heute Kapitalismuskritik üben"

Hieraus einige interessante Passagen. Seinerzeit berichtete u.a. der "Tagesspiegel " darüber.

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<<Wagenknecht: Ich möchte keinen Staatskapitalismus, sondern eine neue Wirtschaftsordnung, in der Eigentum nur noch durch Arbeit entsteht. Das setzt voraus, dass nicht mehr Firmenerben oder Hedgefonds Eigentümer der großen Wirtschaftsunternehmen sind, sondern die Beschäftigten oder die Gesellschaft insgesamt. Seit der Abschaffung der Monarchie ist politische Macht nicht mehr vererbbar. Wenn wir eine wirkliche Demokratie wollen, darf auch Wirtschaftsmacht nicht mehr wie ein privates Gut vererbt werden.
http://www.tagesspiegel.de/politik/sahra.../5971566-2.html

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Geißler: Volksaktien und Arbeitnehmereigentum am Produktivkapital sind uralte Forderungen der CDU. Die soziale Marktwirtschaft nach 1945 war ein geistiges Bündnis zwischen dem Ordoliberalismus der Freiburger Schule und der christlichen Sozialethik. Aber wo sind die Kirchen heute? Die Theologie ist total spiritualisiert. Der Papst sagt, die Kirche soll sich aus den Dingen der Welt zurückziehen. Das ist ein grobes Missverständnis des Evangeliums.http://www.tagesspiegel.de/politik/sahra.../5971566-2.html

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Wagenknecht: Das damalige Modell ist gescheitert und vorüber. Aber die Verbrechen Stalins rechtfertigen nicht, sich mit den Verbrechen des Kapitalismus abzufinden. An einer Neuverteilung von Einkommen und Eigentum führt kein Weg vorbei.
http://www.tagesspiegel.de/politik/sahra.../5971566-2.html

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Geißler: […] wann wird endlich eine internationale Finanztransaktionssteuer an den Börsen eingeführt, die einen täglichen Umsatz von zwei Billionen Dollar machen? Während jeder normale Mensch für jede Windel und Kaffeemaschine Umsatzsteuer zahlt, beteiligen sich die Devisenhändler und Spekulanten mit keinem Cent an der Finanzierung der Menschheitsaufgaben. Es gibt Geld wie Heu auf dieser Erde, nur haben es die falschen Leute.

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Was ist eigentlich Nächstenliebe?

Geißler: Jedenfalls kein Gutmenschentum, sondern eine knallharte Pflicht. Wie schwer sie fällt, kann man in der Bibelgeschichte vom Samariter nachlesen. Heute ist an die Stelle der Ethik die Marktideologie des Geldes getreten. Schon Schulkinder werden zu extremer Leistung getrieben, anstatt eine ethische Bildung zu erfahren. Und mit Hartz IV haben wir den Menschen zum Kostenfaktor erklärt.
http://www.tagesspiegel.de/politik/sahra.../5971566-3.html

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Wir dachten, Hartz IV schafft Arbeitsplätze.

Geißler: Sie meinen wohl Minijobs und Leiharbeit. Hartz IV ist für viele Langzeitarbeitslose die in Paragrafen gefasste staatliche Missachtung ihrer Lebensleistung. Hartz IV ist sittenwidrig.

Wagenknecht: Sozialismus ist nicht meine Utopie, sondern mein politisches Ziel. Ich will nicht zurück zu dem System, das in Osteuropa Realität war. Aber wir brauchen größere Bereiche an Gemeineigentum. Ein Gesundheitswesen, wo der Patient nicht Kunde ist, der nach seiner Brieftasche behandelt wird. Eine Energiepolitik, die nicht abhängig ist von Renditen. Und Banken, die sich regulieren lassen, weil sie in öffentlichem Eigentum sind. Bei all dem Geld, das wir schon in die Bankenrettung investiert haben, gehören sie längst dem Steuerzahler.
http://www.tagesspiegel.de/politik/sahra.../5971566-3.html

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Geißler: So müsste meine Welt aussehen: Priorität der Politik gegenüber Finanzwelt und Ökonomie. Außerdem: ein globaler Marshallplan der reichen Länder und eine internationale Marktwirtschaft, deren ethisches Fundament das Soziale, Ökologische und Friedenspolitische ist. << http://www.tagesspiegel.de/politik/sahra.../5971566-3.html

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Hört sich alles ja nicht schlecht an. Besonders interessant das "Gespann" CDU/Linke, wobei wechselseitig sich beide vorstellen könnten mit dem anderen zusammenzuarbeiten.

Aber Reden alleine nützt ja nichts. Was ist denn wirklich angepackt worden? Was ruht weiterhin in Merkels und ihrer Spießgesellen Schreibtische? Alles? Ich denke schon. Das mit dem Wort „Volksvertreter“, was die Regierung zu sein hätte - „Chef“ nämlich ist eigentlich das Volk und dessen Wille - haben im Laufe der „demokratischen“ Zeit in Deutschland die Regierungen völlig bewusst missgedeutet, wie man an deren „Handling“ unschwer erkennen kann. Sie behandeln das so, dass ein „Volksvertreter“ einer aus dem Volk ist, der da so seine Eingaben macht, die dann ein „Regierungsvertreter“ gar nicht zur Kenntnis nehmen muss. So bleibt dann als Fazit die „Volksvera*****

Ich denke, in diesen Vorstellungen/Forderungen von Sahra Wagenknecht und Heiner Geissler steckt eine Menge an Diskussionsstoff.
Wie eingangs erwähnt: Aktuell wie eh und je.

Rubinia,
alle beide Seiten haben ihre Existenzberechtigung; aber wie soll sich denn das nach einem verkorksten Start nach dem Krieg noch bewerkstelligen lassen? Und ein ganz wichtiger Faktor wird es auch weiterhin verhindern: die Interessenlosigkeit des Einzelnen am Gemeingut und -Wohl. Hier liegt nämlich der Hund begraben. solange es für den Bürger keinen Anreiz gibt, sich für etwas zu engagieren, wird aus einer Idee nie Realitaet, davon kannst du ausgehen. Besonders die Thesen, die Geissler, ein recht unbequemer Querdenker, auch auf dem politischen spielfeld, werden zwar immer beachtet werden, lassen sich aber unter heutigen Gegebenheiten nicht mehr umsetzen, schon garnicht mit den Hanseln, die seit weit über 20 Jahren hier das Sagen zu haben glauben. Und dann darf und kann man den Einfluss unserer Besatzer nie ausser Acht lassen, denn solange der noch vorherrschende Meinung ist und macht, werden sich keine diesbezüglichen Entwicklungen ergeben können.
Es bleibt also die Ausrichtung nach dem Kapital-und eben entsprechend auch die der Mächtigen. Oder gibt es hier irgendjemanden, der nicht von dieser Kaste abhängig ist??? Schau dir doch nur mal die ganzen Lobbyistenbüros in Brüssel an....

Das ist einer der Punkte, Marietta, die Lebens(arbeits)leistung, von der sich niemand verabschieden will, besonders dann nicht, wenn man sich ausrechnen kann, wer es dann erhalten wird...ja, und dann gäbe es ja noch das Problem der Gleichheit. Was sich auch in der Entlohnung niederschlagen müsste. Das lässt sich jetzt beliebig ausdehnen....

Marietta, ich bin auch immer sehr vorsichtig, wenn Wagenknecht und ihre Kumpels in Politainment machen!
Diese Thesen lesen sich für Unbedarfte, die Sozialismus und Kommunismus nur aus theoretischen Abhandlungen und vollmundigen Argumentationen kennen, wie das Paradies auf Erden. Ich habe 24 Jahre in diesem System gelebt und mich nach der Wende sehr intensiv damit auseinandergesetzt. Rückblicke, Kontakte mit Systemgegnern und "Enthüllungen" im privaten Umfeld lassen mir noch heute das Messer in der Tasche aufgehen!
Klar propagiert Wagenknecht einen gemäßigten Sozialismus, der in erster Linie Wohlstand gerecht verteilen und Volkes Stimme wieder stärken soll. Diese Parolen kenne ich nur zu gut, standen sie seinerzeit an jeder maroden Hausecke. Die Realität war, dass "Volkes Stimme" aus einem Häuflein Funktionäre bestand, die für ihren eigenen Wohlstand dem pööösen Kapitalisten in den A. gekrochen sind.
Und ja, man hat aus der Geschichte gelernt, und nein, hat man nicht! Enteignung, Umverteilung, Gleichmacherei im Namen der Gerechtigkeit werden immer wieder dazu führen, dass einige Wenige immer ein bisschen gleicher sind als andere. Am Egoismus des Menschen kommt keine Philosophie vorbei, sonst würde eine Frau Wagenknecht in Sack und Asche gehen.

Marietta,
Dein letzter Satz hat was. Und genau daran krankt das System. An ECHTEN FACHLEUTEN, die mit dem Arsch in der Hose auch was anfangen können. Und nicht nur ebendiese ausfüllen.
Da war irgendwann mal diese Phrase von sozialer Gerechtigkeit. Eine Sackgasse, für immer, solange es nur nach der Kohle geht.......

Soziale Gerechtigkeit ist aus vielen Blickwinkeln zu betrachten und deren Schaffung vor allem ein globales Problem, dessen Auswirkungen wir hier in Deutschland trotz aller Missstände in sehr gemäßigter Form erfahren. Auch wenn ich dafür immer Haue kriege, aber wir jammern auf hohem Niveau und sind geneigt, Extremisten aller Couleur auf den Leim zu gehen. Sozialismus IST eine Utopie und die Tatsache, dass Wagenknecht ihn zum politischen Programm erklärt, beweist einmal mehr, dass sie bei aller theoretischer Kenntnis um Ökonomie und Soziologie den Menschen und seine ureigensten Triebe ausblendet. Für eine politische Idee einzustehen ist die eine Seite, sie anderen per Gesetz oder Programm überzuhelfen, die andere.

Die 7 Todsünden sind im Grunde simple Psychologie des Menschen in religiöser Verpackung. Und auch Religionen sind Utopien, die ihre Lehre durch Institutionen/Menschen verbreiten, und dabei ihre eigenen Moralpredigten unterwandern. Sie lassen ebenso wie Einparteiensysteme Andersdenkenden keinen Raum und halten sich für Stellvertreter einer höheren undefinierbaren Macht.
Ich bin deshalb Atheist und parteilos, lol

"Da war irgendwann mal diese Phrase von sozialer Gerechtigkeit. Eine Sackgasse, für immer, solange es nur nach der Kohle geht...."
Das war aber auch eine Phase, die auf Deutschland begrenzt war und auch nicht durch den Sozialismus/Kommunismus getragen wurde. Geschichte und Gegenwart zeigen eindeutig, dass Dichtung und Wahrheit zwei paar Schuhe sind.

Nee, moorhuhn,
Da muss ich dir widersprechen. Diese Phrase war Teil eines Programmes der EWG, seitens der SPD mal ins Spiel gebracht. Und ist heute WIEDER ein Programmpunkt der SPD. Dass das geschichtlich übrigens schon Marx beschrieb, auch Teil der kommunistischen Idee war, ist aber bekannt, oder?
Indes sind sowohl Idee als auch Realitaet eine andere geworden.....

Man sollte sich, so fern Interesse am Sozialismus besteht, viel mehr mit Rosa Luxemburg beschäftigen, diese Frau hat häufiger vom dem im Menschen angelegtem Egoismus geschrieben/gesprochen. Gerade der im Menschen natürlich angelegte Egoismus muss bis der Schaffung eines "Ideals" berücksichtigt werden. Sünst geith dat nich, nä.

Klasse! Das ist der rauchende Arzt, der dem Patienten erklaeren will, wie schädlich das ist......